© Mónica Martins Nunes

Sortes

Deutschland 2021 | Dokumentarfilm | Portugiesisch | 38:46 min. | FSK (noch nicht geprüft)
Sonderpreis des Deutschen Kurzfilmpreises für den besten mittellangen Film

Regie, Buch: Mónica Martins Nunes
Kamera, Schnitt: Mónica Martins Nunes
Producer*in: Mónica Martins Nunes
Darsteller*innen: Eulálio Alves, Francisco Bica, Maria da Saúde Parreira, Duarte Parreira
Produktion: Mónica Martins Nunes, Pedro Fernandes Duarte

Ein altes Haus fällt langsam zu Boden. Ohne gegen Zeit und Schwerkraft zu kämpfen, wird es wieder zu Erde, aus der einst seine Wände gebaut wurden. Tut so, als hätte es nicht Generation um Generation beim Pflügen, Säen, Ernten und Essen zugesehen; als hätte es nicht deren Gedichte und Geschichten mitgehört; als wäre es nicht Zeuge gewesen von Dürren und Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben weggehen. Mit dem Ruf des Kuckucks, im Rhythmus der Feldarbeit, und durch die Stimmen der Dichter, folgt SORTES den verbliebenen Einwohnern der südportugiesischen „Serra de Serpa“.

Jurybegründung:
Der Film entführt uns in die Landschaft Serra de Serpa der südportugiesischen Alentejo Region. Die dort herrschende Trockenheit ist im flirrenden Gelb allgegenwärtig. Das Leben der zumeist älteren, noch verbliebenen Bewohner ist geprägt vom Bearbeiten und Ernten ihres Stückes Land, sie schälen die Korkeichen, halten Schafe und Rinder, es wird geschlachtet, geschmiedet, gebacken und gefeiert. Immer wieder rücken Porträts der Menschen in den Fokus, aber auch die sie umgebenden Tiere werden als gleichwertige Geschöpfe wahrgenommen. Während also die Vögel auf den Köpfen tanzen oder Flöhe aus dem Hundefell entfernt werden, ertönen aus den Mündern der Menschen Gesänge und Gedichte, denn die Verse hängen dort in den Bäumen, wie es an einer Stelle heißt. Sie singen vom Haus, das zusammenfällt und wieder zur Erde wird, aus der es erbaut wurde oder der dichtende Melonenverkäufer sinniert darüber, wie es wäre, ein Hund zu sein. Der Film SORTES von Mónica Martins Nunes zeichnet sich aus durch eine spürbare Vertrautheit zu seinen Protagonisten und einer von leichter Hand selbst geführten Kamera, die lichtdurchflutete Bilder von großer Sinnlichkeit und Ruhe kreiert, bis in die Dämmerung hinein. Eine unaufdringlich wohlpunktierte Klang- und Bildmontage führt im Finale zu einer brillant komponierten Verschmelzung von Zeit- und Bildräumen, in der sich die menschliche Behausung wieder zurück in Natur verwandelt. So wird der Film SORTES selbst zu einem wunderbaren, melancholischen Gedicht, das den Verlust betrauert und das Glück feiert.

[DOWNLOAD] Filmstills © Mónica Martins Nunes

Mónica Martins Nunes

© Mónica Martins Nunes

Mónica Martins Nunes (*1990 in Lissabon), die in Berlin lebt und arbeitet, begann ihre künstlerische Arbeit mit Bildhauerei und wandte sich erst später intuitiv dem Filmemachen zu. In ihren trügerisch einfachen Filmen verwebt sie jenseits formaler Zuordnungen Poesie und Wirklichkeit, um ein tieferes Verständnis für beide zu erlangen.

In ihren Filmen, wie in ihrer bildhauerischen Praxis, sucht sie nach Materialien, Orten, Menschen und Traditionen an den Rändern einer schnelllebigen und sich alles aneignenden Gesellschaft. In ihrer Montage erspürt sie dabei einen Rhythmus, der es ihr ermöglicht filmische Linearität mit der zyklischen Natur der Zeit zu verknüpfen.