Will my Parents Come to See Me
Österreich, Deutschland, Somalia 2022 | Spielfilm | Somali m. dt. UT | 28:00 min. | FSK (noch nicht geprüft)Regie, Buch: Mo Harawe
Kamera: Steven Samy
Schnitt: Alexander von Piechowski
Darsteller*innen: Xaliimo Cali Xasan, Shucayb Abdirahman Cabdi, Geenyada Madaw, Mohamed Hersi, Maxamed Axmed Maxamed, Faysal Colaad Muxumed, Guuleed Xasan Saleebaan
Produktion: Mo Harawe, Alexander von Piechowski, Nuh Musse Berjeeb, Ahmed Farah
Somalia. Eine Polizistin sitzt in ihrem geparkten Auto. Nach einer Weile steigt sie aus, setzt ihre Dienstkappe auf und betritt das Gefängnis. Dort sind für den jungen Farah entscheidende Stunden angebrochen. Um ihn herum beginnt eine organisatorische Maschinerie anzulaufen. Farah wird von einer Ärztin untersucht, vom Gerichtsdiener instruiert, von einem Imam betreut werden. Er wartet auf den Besuch seiner Eltern.
„Wie geht es dir?”, ist die Frage, die Farah an diesem Tag jeder stellt. „Gut”, ist seine immer gleiche, knappe Antwort. Erst als die Polizistin Farah am nächsten Morgen aus der Stadt bringt, wird das Unaussprechliche schmerzvolle Realität.
Jurybegründung:
Wir folgen einer uniformierten Frau. Gedankenversunken sitzt sie im Auto. Schließlich nimmt sie uns mit in ein Gefängnis. In einer Zelle mit mehreren Männern begrüßt sie Farah. Sie ist nicht die letzte, die ihn fragt, wie es ihm geht und es ist nicht das letzte Mal, dass er fast stoisch „Gut“ antwortet. Der Film erzählt in ruhigen, langen Einstellungen, scheinbar dokumentarisch, die letzten Stunden im Leben von Farah. Minutiös schildert der Film diese scheinbar nicht enden wollende Zeit und stellt sie gegen alltägliche Beobachtungen. Das macht uns Zuschauer*innen fast zu Komplizen. Wir sehen das brutale, unausweichliche Ende kommen und können nichts tun. Genauso wie die Gefängniswärterin, die ihn bis zur Exekution begleitet. WILL MY PARENTS COME TO SEE ME widmet sich einem der Grundthemen unserer Zivilisation, der Todesstrafe. Wir, das Publikum, bleiben die ganze Zeit auf Distanz – wie in unserem Alltag. Wir wissen von den Exekutionen, wohnen ihnen aber nicht bei. Mo Harawe ist ein beeindruckender und berührender Film gelungen, der uns lange beschäftigt, dessen Bildkompositionen sich einbrennen und der lange nachhallt.
Mo Harawe
