Handbuch
Deutschland 2021 | Dokumentarfilm | Deutsch/Russisch m. dt. UT | 26:00 min. | FSK 12Regie, Buch: Pavel Mozhar
Kamera: Jonas Römmig, Adam Graf
Schnitt: Florian Seufert, Pavel Mozhar
Darsteller*innen: André Mewis, Thomas Schubert, Evelina Chayka, Alex Golubev, Nikita Zibisow
Produktion: Pavel Mozhar
In den Tagen nach der Präsidentschaftswahl in Belarus im August 2020 finden im ganzen Land zahlreiche Proteste statt. Die Spezialpolizei OMON geht besonders brutal gegen Demonstranten vor. Hunderte Opfer erzählen in Interviews von ihren Erfahrungen. Aus ihren Berichten lässt sich ein System der Unterdrückung erkennen, welches in Form einer filmischen Anleitung im Zimmer des Autors in Berlin-Neukölln bis ins Detail rekonstruiert wird.
Jurybegründung:
Wie könnte eine videobasierte Unterweisung für Polizisten eines autoritären Regimes aussehen? Pavel Mozhar, der die Proteste in seinem Heimatland Belarus von Berlin aus verfolgt, die sich an die Wiederwahl Lukaschenkos im Jahr 2020 anschließen, gibt darauf eine mögliche und zugleich perfide Antwort. Aus der Distanz seines 20 qm großen Zimmers in Berlin-Neukölln recherchiert der Filmemacher Berichte und Interviews von Verhafteten, bis sich ihm ein System erschließt. Durch sachlich-symbolische Reenactments des polizeilichen Vorgehens in Mozhars Privatzimmer – das aller biografischer Details entledigt wird – erhält das systematische Vorgehen der Spezialeinheiten a posteriori seinen Schulungsfilm. Die Besonderheit der Arbeit liegt in der Diskrepanz zwischen den erschütternden, gesprochenen Erfahrungsberichten und den daraus abgeleiteten, formalisierten Handlungsanweisungen, die die visuelle Ebene einnehmen. Dieser, Gewalt lediglich andeutende, Film trifft umso mehr, da er neben der Wiedergabe von subjektiven Traumata auch für die strukturelle Seite der Gewalt eine Form findet.
Pavel Mozhar
