Gör
Deutschland 2021 | Spielfilm | Deutsch | 9:30 min. | FSK 12
Deutscher Kurzfilmpreis in Gold in der Kategorie Spielfilm bis 10 Minuten Laufzeit
Regie: Anna Roller
Buch: Maya Duftschmid, Anna Roller
Kamera: Felix Pflieger
Montage: Berthold Wahjudi
Darsteller*innen: Julia Windischbauer, Stefanie von Poser, Katrin Filzen, Ana Sieber, Mia Sieber, Elsa Baschang, Juri Dammann
Producerin: Melissa Byrne
Produktion: allergikerfilm & Hochschule für Fernsehen und Film München
Es herrscht Hochbetrieb in der bayerischen Wirtshausküche. Mia, die, anstatt den Abwasch zu machen, lieber heimlich draußen raucht, ist nicht nur Mittzwanzigerin, sondern auch Mutter des achtjährigen Leon und damit der Tratsch des ganzen Dorfes. Als ihr aber vorgeworfen wird, dass ihr Sohn gestohlen hat, wehrt sie sich wie eine Löwenmutter.
Jurybegründung:
„Mein Sohn hat nichts geklaut!“, entgegnet die junge Mutter dem Vorwurf, ihr Kind sei ein Dieb. Ein verächtliches „Gör!“ ist die Antwort darauf. Es gilt nicht nur der Mutter, sondern auch ihrem Sohn. Eine Zuschreibung, abschätzig verwendet für ein ungezogenes, ungehöriges Kind. Zu den großen Stärken dieses Films gehört, dass er jene Trennschärfe zwischen Mutter und Sohn verwischt, und damit von einer doppelten Kindheit erzählt: einer bereits verlorenen – und einer auf Rettung hoffenden.
Dicht inszeniert, erzählt Gör von der Lust und dem Leid, nicht erwachsen zu sein, und es vielleicht niemals zu werden. Ein kluges und überraschendes Spiel mit Vorurteilen – nicht zuletzt unseren eigenen. Ein Film wie eine Liebeserklärung: an die Unangepassten und Verstoßenen, an den Trotz und an die Wut. Die vielleicht stärkste Kraft, die Liebe einer Mutter, gipfelt in einem grandiosen Akt der Selbstjustiz. Ein ebenso berührender wie genau beobachtender Film, mit dem uns Anna Roller in unserer eigenen Haltung und unserem Urteil herausfordert.