Eine einzelne Tat
Dokumentarfilm | Deutschland 2023 | 19'12 | Deutsch, Kurmandschi (UT Deutsch, Englisch) | FSK 0
Deutscher Kurzfilmpreis Kategorie Dokumentarfilm bis 30 Minuten Laufzeit
Regie :
Constanze Wolpers
Produktion / Production: Constanze Wolpers, Jonas Eisenschmidt
Drehbuch / Script: Constanze Wolpers
Schnitt / Editing: Constanze Wolpers, Jonas Eisenschmidt
Bildgestaltung / DOP: Jonas Eisenschmidt
Tongestaltung / Sound Design: Artem Funk, Michael Trammer, Nils Plambeck
Der 15-jährige Êzîde Arkan Hussein Khalaf wird in der norddeutschen Kleinstadt Celle erstochen. Die Polizei befragt, verhört, obduziert, durchsucht, rekonstruiert, asserviert, protokolliert - 1700 Seiten. Eine Annäherung an strukturellen Rassismus über Ermittlungsakten, Fußball und das eigene Aufwachsen in Celle.
Jurybegründung
In den späten 1960er Jahren zieht das Farbfernsehen allmählich in die deutschen Wohnzimmer ein. Ein wichtiger Akteur ist die Firma Telefunken, die mit einem neuen Werk in Celle die Produktion von Farbfernsehern vorantreibt. Jesidische Gastarbeiter*innen folgen dem Versprechen der deutschen Wirtschaft – Celle entwickelt sich zur größten jesidischen Gemeinde Europas. Im Jahr 2020, nur wenige Wochen nach dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, wird der 15-jährige Jeside Arkan Hussein Khalaf in Celle ermordet. Seine Familie war 2014 vor dem IS geflüchtet und hatte über die Balkanroute in Deutschland Zuflucht gesucht. Während Polizei und Medien den Vorfall als bloßes „Zufallsopfer“ abtun, nimmt die Filmemacherin Constanze Wolpers dies zum Anlass für eine akribische Recherche. Sie durchforstet 1700 Seiten Ermittlungsakten und entdeckt zahlreiche Nachlässigkeiten, die das vorgefertigte Narrativ ins Wanken bringen und auf institutionelle Diskriminierung seitens der beteiligten Behörden hinweisen. In ihrem vielschichtigen Werk verbindet Wolpers virtuos Aspekte deutscher Identitätsbildung durch TV-Fußballübertragungen mit Migrationsgeschichte und strukturellem Rassismus, ohne dabei ihre eigenen Privilegien aus den Augen zu verlieren.Constanze Wolpers
Constanze Wolpers studierte Kulturanthropologie/ Europäische Ethnologie und Kunstgeschichte, im Anschluss Dokumentarfilm-Regie an der filmArche in Berlin. 2021 war sie cast&cut-Stipendiatin (nordmedia). Neben der Arbeit als Autorin und Regisseurin von Dokumentarfilmen, ist sie Produzentin bei radpaar films in Leipzig.