El Secuestro de la Novia (Der Brautraub)

Luisa aus Buenos Aires und Fred aus Brandenburg haben in ihrer Beziehung ihr eigenes Universum geschaffen. Bei ihrer Hochzeit werden die Liebenden zunehmend mit ihren sozialen Rollen und interkulturellen Vorurteilen konfrontiert. Im Strudel der Nacht verlieren sie ihre Souveränität und einander aus den Augen. Die Tradition des Brautstehlens bedroht endgültig die Gleichberechtigung des Paares. Im klaustrophobischen Rollenspiel der Ehe hat ihre Liebe keinen Platz.

Jurybegründung

Etwas Altes. Etwas Neues. Etwas Geliehenes. Etwas Blaues. In vier Episoden begleiten wir ein junges Paar am Vortag ihrer Hochzeit. Luisas Verwandtschaft reist aus Buenos Aires an und trifft auf Freds Familie - irgendwo im Brandenburgischen, zwischen alternativem Lebensentwurf und bürgerlicher Mitte. Leichtfüßig und subtil humoresk lässt der Film die beiden Kulturen miteinander kollidieren und balanciert dabei auf dem schmalen Grat zwischen gelebter Individualität der jungen und erwarteter Konvention der alten Generation. Eine eigenwillige Hochzeitstradition verdichtet sich schließlich zum Stresstest und die eng gewobene Bande zwischen Luisa und Fred gerät ins Taumeln. Mit einer klug angelegten Dramaturgie und einem großartig besetzten Schauspiel gelingt der Regisseurin Sophia Mocorrea mit El Secuestro de la Novia eine dicht erzählte und sensibel konturierte Momentaufnahme, die von der ersten Einstellung bis zum letzten Bild überzeugt. Gesellschaftlich relevante Themen werden bedacht tangiert, bildsprachlich klug kommentiert und erhalten durch die quasi-dokumentarischen Kamerabilder eine zusätzliche Tiefe.