Ein Mann mit einem Kind auf der Schulter, ein weiteres sitzt hinter ihm und schaut an ihm vorbei, neben ihm steht eine Frau. Im Hintergrund ist ein Atomkraftwerk.

Nomades du Nucléaire (Atomnomaden)

Dokumentarfilm | Deutschland, Frankreich 2023 | 52'00 | Französisch (UT Deutsch, Englisch) | FSK 0
Sonderpreis des Deutschen Kurzfilmpreises für den besten mittellangen Film
Regie : Kilian Armando Friedrich, Tizian Stromp Zargari
Schnitt / Editing: Gabrielle Azouze
Produktion / Production: Christine Haupt, Monika Wöhrl
Drehbuch / Script: Kilian Armando Friedrich, Tizian Stromp Zagari
Bildgestaltung / DOP: Jacob Maria Kohl
Original-Filmmusik / Original Score: Ludovico Failla
Besetzung / Cast: Vincent Jouet, Marie Lore Porcher, Florian Wernet, Jérome Bienmon
Marie-Lou, Florian, Vincent und Jérôme arbeiten für Subunternehmer in der französischen Atomindustrie. Ihr Job: alte Reaktoren renovieren, wo immer es benötigt wird. Unterwegs im Wohnmobil versuchen sie, möglichst viele Aufträge an renovierungsbedürftigen Atomkraftwerken zu erhalten. Denn die saftigen Reiseprämien gibt es nur, wenn der Ort gewechselt wird. Sie alle wollen diesen Job höchstens ein paar Jahre machen, in denen alles gespart wird. Für das Leben danach.
Jurybegründung
Für die auf Zuruf arbeitenden „Atomnomaden“ sind die dutzenden Atomkraftwerke in Frankreich lukrative Arbeitsstätten. In Kauf nehmen müssen sie ein Leben im Wohnmobil und eine Arbeit unter hoher Strahlenbelastung. In der Hoffnung, so schnell wie möglich an viel Geld zu kommen, reisen sie zigtausende Kilometer durchs Land und kampieren oft in Sichtweite zu den Meilern, die malerisch vor ihnen liegen. Das Bild ist trügerisch. Die Arbeiter und Arbeiterinnen kalkulieren ihre Strahlendosen immer in der Sorge bereits die jährlich erlaubte Höchstdosis erreicht zu haben und nicht mehr weiterarbeiten zu dürfen. Tizian Stromp Zargari und Kilian Armando Friedrich gelingt in ihrem Dokumentarfilm ATOMNOMADEN ein intimes Porträt von Arbeitern und Arbeiterinnen in einer perfiden Arbeitswelt. Wie selbstverständlich beobachten wir die Protagonist*innen in den engen Räumen der Wohnmobile, die im Halbdunkel nach getaner Arbeit noch das private Leben organisieren oder an ihren freien Tagen mit den Meilern im Hintergrund ihre Kinder spielend auf den Schultern tragen. Wir reisen viele Kilometer von dampfenden Atomkraftwerken im morgendlichen Sonnentau zu in der Nacht blinkenden Anlagen und blicken immer tiefer in die Leben der Nomaden, von denen nicht wenige davon träumen eines Tages als Selbstversorger auszusteigen. Mit einer leichtfüßigen Montage und in bestechenden und poetischen Bildern thematisiert der Film die energiepolitische Frage der führenden Industrienationen. Ihr Energiebedarf wächst stetig und ihr Streben nach Energieunabhängigkeit ist ungebrochen.

Kilian Armando Friedrich

Kilian Armando Friedrich
Kilian Armando Friedrich studiert szenische Künste und Filmregie mit Schwerpunkt Dokumentarfilm in Hildesheim, Madrid, München und Mexiko-City. Zurzeit arbeitet er an seinem ersten Langfilmdrehbuch und engagiert sich für interkulturelle Filmarbeit in der Großregion (Sarre-Lor-Lux).

Tizian Stromp Zargari

Tizian Stromp Zargari
Tizian Stromp Zargari wurde 1993 in Berlin geboren und ist in den Pays de la Loire (Frankreich) aufgewachsen. Nach seinem Abschluss in nachhaltiger Entwicklung in Lyon fing er 2018 an, Dokumentarfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) zu studieren.