Nach dem Fest
Deutschland 2018 • Spielfilm • deutsch • 14 Min. • FSK 12
Nominierung in der Kategorie Spielfilme von mehr als 10 bis 30 Minuten
Regie, Drehbuch: Hannes Schilling
Kamera: Samuel Hölscher
Schnitt: Paul Gröbel
Ton: Fabian Koppri, Anna Jordan
Darsteller: Andreas Retzlaff
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Um der Einsamkeit des rauen Straßenlebens zu entkommen, bedrängt der Obdachlose Andi seine Bekannte Sandra. Zwischen verhaltener
Zärtlichkeit und unterschwelliger Gewalt beginnt ein stetiges Ringen um Nähe und Distanz.
Jurybegründung:
NACH DEM FEST von Hannes Schilling erzählt von der flüchtigen Begegnung eines Paares in einer Nacht. Gemeinsam brechen die beiden Obdachlosen in ein fremdes Haus ein und kommen sich näher. Die Laiendarsteller agieren frei und unbefangen vor der Kamera und erlauben den ruhigen Blick in ihre Gesichter, in das sich ihr Leben eingebrannt hat. Die Unsicherheit ihrer Intimität, die Unbeholfenheit im Umgang mit ihren widerstreitenden Gefühlen wird sehr behutsam, fast zärtlich eingefangen.
So entsteht eine leichte und gleichzeitig fast zwingende Nähe zu diesen beiden außergewöhnlichen Protagonistlnnen. Es ist von großer Wirkung, wenn sie, ausgelassen wie zwei Kinder, mit der Sprühsahne viel zu lange herumalbern: die Empathie für sie kippt um in eine irritierende Distanz. Die Würde eines Menschen ist hochfragil, erzählt uns dieser sehr präzise gestaltete Film. Er bringt uns in unmittelbare Nähe einer für die meisten Zuschauerinnen weitestgehend unbekannten Erfahrung: was es bedeutet, schmutzig und übelriechend allein im öffentlichen Raum zu existieren und die eigene Würde dabei zu bewahren. Ein kluger und herausragender Film.