© Steffen Köhn

Platform

Deutschland 2022 | Spielfilm | Englisch/ Tamil m. dt. UT | 16:20 min. | FSK (noch nicht geprüft)
Nominierung in der Kategorie Spielfilm von mehr als 10 Minuten bis 30 Minuten Laufzeit

Regie, Buch: Steffen Köhn, Johannes Büttner
Kamera: Patrick Jasim, Phillip Kaminiak
Schnitt: Gines Olivares
Darsteller*innen: Roberto Anjari Rossi, Kumar Muniandy, Boris Dikelo, Tyrone Raymond, Jan Koslowski, Lola Abrera, Yasmin El Yassini
Produktion: Patrick Jasim, Phillip Kaminiak, Paola Calvo

Luis ist ein Deliveroo-Fahrer in Berlin, der einen sehr seltsamen Kunden trifft. Ramesh liefert für Uber Eats in Hongkong und gerät in eine Falle. Hiro arbeitet für Amazon Flex und verfolgt gleichzeitig seine Schauspielkarriere, als er ein überraschendes Angebot von Amazon Studios erhält. Sie alle sind über die Chatfunktion eines Online-Pizzaliefersimulators miteinander verbunden. Sie haben etwas vor. Nur was?

Jurybegründung:
PLATFORM – eine cineastische Urgewalt wie eine Amazon Same Day Delivery auf Speed. Eine visuelle Tour de Force: atemlos zwischen Science Fiction, Mockumentary und Computerspiel.
Ein globales Heer aus Gig-Arbeitern – über Online-Plattformen selbständig beschäftigte Mikro-Unternehmer – kämpft mit allen Mitteln um das Überleben im Liefer- und Dienstleistungsgeschäft. Ein Wettlauf gegen die Zeit und den unbarmherzigen Algorithmus unserer digitalen Gesellschaft.
In einer schmerzhaft nahen Zukunft erzählt PLATFORM von perfider Ausbeutung der New Economy und legt seinen Finger in die klaffende Wunde moderner Sklaverei. Basierend auf Recherchen und Interviews spinnen die Filmemacher ihre Erzählung – einem orientalischen Märchen gleich – zu einem erschreckend aktuellen Bild des Prekariats 2.0.
Am Ende steht der Aufstand der Ausgebeuteten als Hack des Systems. Doch mehr noch drängen uns die Filmemacher zu der beunruhigenden Frage, ob Revolution überhaupt noch möglich ist – oder der Algorithmus schon längst gewonnen hat. Nicht morgen, sondern bereits heute.
Im Grenzbereich zwischen Realität und Fiktion stellen Johannes Büttner und Steffen Köhn mit ihrem präzise beobachteten Film drängende Fragen nach Gerechtigkeit und Menschlichkeit in der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts.

[DOWNLOAD] Filmstills © Steffen Köhn

Johannes Büttner

(c) Neven Allgeier
Johannes Büttner ist Künstler und arbeitet in der Tradition von Performance und sozialer Organisation. Er setzt sich mit der allgemeinen Prekarität unserer Zeit auseinander: sei es durch Überlegungen zu Energie, Urbanität, New-Agism, Esoterik oder globalen und politischen Krisen. Fragen der Autorenschaft und der Beziehung zwischen Arbeit, Handwerk und Konzeptkunst in einer kollaborativen Arbeitspraxis stehen im Mittelpunkt seiner Installationen und Performances. Zuletzt nahm er an der 16. Istanbul Biennale (2019) und an Ausstellungen im Palais de Tokyo in Paris (2018), im La Panacée in Montpellier (2018) und bei Basis in Frankfurt am Main (2017) teil.

Steffen Köhn

(c) Paola Calvo
Steffen Köhn ist Filmemacher und Assistant Professor of Visual and Multimodal Anthropology an der Aarhus Universität in Dänemark. Er arbeitet sowohl im dokumentarischen als auch im fiktionalen Bereich und schafft darüber hinaus experimentellere Videokunstarbeiten, die er international in Galerien und Museen zeigt. Seine Arbeiten wurden in der Akademie der Künste Berlin, im Kunsthaus Graz, auf der Vienna Art Week, im Hong Gah Museum Taipei, auf der Lulea Biennale und in den ethnologischen Museen von Kopenhagen und Dresden gezeigt. Seine Filme wurden u. a. auf der Berlinale, dem Rotterdam International Film Festival und dem Word Film Festival Montreal gezeigt.